Sind die deutschen Wintersportgebiete noch zu retten?

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„Ein Fünftel des gesamten Tourismus in Deutschland findet in Bayern statt“, zeigt sich die Bayerische Staatsregierung durchaus stolz auf ihre kulturelle Vielfalt und die prachtvolle Natur, die sommers wie auch im Winter Heerscharen von Touristen ins Land locken…

Tatsächlich präsentieren sich die Bayerischen Alpen als Eldorado für Mountainbiker, Bergsteiger und andere Naturfreunde, und „die bayerischen Wintersportgebiete locken alle Skibegeisterten mit gut präparierten Pisten und Loipen.“ Doch just mit diesem Schneepanorama könnte es, wie Bayern Alpha und der Deutsche Alpenverein befürchten, womöglich bald vorbei sein.

Was wäre, wenn der Schnee dauerhaft ausbleibt?

Denn hier ging die Sendung Unkraut unlängst der Frage nach, ob der bis dato schneearme Winter nur ein „Ausrutscher“ ist oder ob sich hier ein dauerhaftes Ungemach für tiefergelegene Skigebiete abzeichnet?

Auch die Printmedien beschäftigt der zumindest derzeitige Schneemangel, und so vermeldet die Mittelbayerische Zeitung, dass der TSV Nittenau all seine Skikurse abgesagt habe. Als Grund werden hier die milden Temperaturen und der damit einhergehende Schneemangel im Bayerischen Wald genannt.

Tatsächlich dürfe man, so der Tenor der von der Unkraut-Redaktion befragten Experten, einen einzigen milden Winter (den es immer wieder mal gab) nicht überbewerten … dennoch könnte es sein, dass, auf lange Sicht, allein Bergregionen wie die Zugspitze schneesicher bleiben und andere deutsche Skigebiete ein Problem bekommen. Die versuchen sich derzeit mit Schneekanonen zu behelfen, wobei diese bei Umweltschützern ohnehin verpönte Methode bei allzu milder Witterung natürlich ebenfalls keine Chance hat!

Umstrittene Methoden

Ohnehin fürchtet sich das Greenpeace Magazin vor einem fast industriell anmutenden Skizirkus, sieht die einstmals idyllischen Bergpanoramen längst verrohrt, verkabelt und planiert: „Die Alpen sind von einer Wildnis zur Modelliermasse der Tourismus-Manager mutiert!“

Sorgen, die auch vom Deutschen Alpenverein (DAV) geteilt werden. Auch hier sieht man die „Alpen unter Druck“ und beschäftigt mit den Erschließungsmaßnahmen, die einerseits wohl nötig, mitunter aber auch ein großes Problem sind: „Es ist erschreckend, wie dramatisch sich die Erschließung in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ob als Konsequenz der Energiewende oder im Zuge des Intensivtourismus“, sagt hier Friederike Kaiser, Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur im DAV.

Alle wollen in die Berge

Denn tatsächlich sind es nicht allein die Heerscharen an Touristen mit ihren Autokolonnen, die für das Hochgebirge zu einer Gefahr werden. So ist, dem DAV zu Folge, ein Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg in den Bayerischen Voralpen geplant.

Hier, im Bereich der Jocheralm an der Südseite des Berges, soll zu dessen Unmut ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von etwa drei Millionen Kubikmetern entstehen. Dieses Speicherbecken würde jedoch einen erheblichen Landschaftseingriff darstellen, glaubt Hanspeter Mair, Leiter des Geschäftsbereichs Hütten, Naturschutz und Raumordnung und sieht so eine beliebte Wandergegend in Gefahr.

Der Deutsche Alpenverein lehnt daher, nach derzeitigem Stand, die Errichtung eines Speicherbeckens am geplanten Standort am Jochberg ab: „Der DAV setzt sich dafür ein, dass der Schutz von Natur und Landschaft in den Bayerischen Alpen auch beim Jochberg-Projekt an erster Stelle steht und die Energiewende nicht mit massivem Landschaftsverbrauch bezahlt werden muss“, entrüstet sich Hanspeter Mair.

Tatsächlich sehen sich die Berge im Brennpunkt ganz unterschiedlicher Interessen(gruppen). Hier die Gemeinden und Tourismus-Macher mit ihren ureigenen Vorstellungen und Plänen, da die Naturschützer, von denen manche, wie ein Bespiel in Bayern Alpha zeigte, selbst als Skifahrer und damit als „Konsumenten“ daher kommen.

Denn in der Tat kann auch der einzelne Skifahrer und Tourengeher für die Natur zu einem Problem werden. Spätestens dann, wenn seine Routen mit den Interessen und Ruhegebieten der seltenen Raufußhühner kollidieren und / oder andere Wildarten aufgeschreckt werden.

Skifahrer contra Naturschutz?

Dabei können sich – kleiner Standortwechsel auf der Deutschlandkarte (!) – Tiere durchaus auf die Wintersportler einstellen. Jedenfalls, solange sich die auf ihren vorgegebenen „Schienen“ wie Pisten, Loipen und Wegen bewegen: „Große Probleme haben Tiere freilich dann, wenn sie im Wald überrascht werden, wo sie nicht mit Menschen rechnen“, warnt das Naturschutzzentrum Südschwarzwald und weiß, dass bei der Flucht im Tiefschnee extrem viel überlebenswichtige Energie verbraucht wird.

Gerade in einem vergleichsweise kleinen Land wie Deutschland seien daher Kompromisse wie auch gewisse Regulierungsmechanismen unverzichtbar!

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