„Strände, Hügel, Seen und beschauliche alte Städtchen prägen das Landschaftsbild zwischen Lübeck und Flensburg“, schwärmt der Bildband „Die schönsten Freizeitziele Deutschlands“ und sieht hier eine Region der Gegensätze, die besonders viel Abwechslung auf kleinstem Raum bietet …
Eine Vielfalt, wie sie sonst nur in wenigen Gegenden Mitteleuropas vorkommt.
In Schleswig-Holstein hat man also, folgt man der Logik der Reisebuchautoren, allen Grund, stolz zu sein. Ein Stolz, der nun einen neuen, nicht unumstrittenen Slogan auf den Weg gebracht und für allerhand Missmut unter den Nachbarn gesorgt hat:
Nicht nur Mecklenburg-Vorpommern reagiert verhalten!
Schließlich wirbt Schleswig-Holstein seit kurzem mit dem Motto „der echte Norden“ (zu sein). Ein Slogan, der die Nachbarn irritiert und zudem allerhand Steuermittel für neue Schilder und Briefbögen verbraucht hat.
Dabei ist eine derartige Bundesländer- bzw. Regionalwerbung, wie die Berliner Zeitung erklärt, zunächst einmal völlig normal: „Alle Bundesländer machen so etwas, stellen Schilder auf, um Werbung für sich zu machen.“
In diesem Zusammenhang erinnert Bernhard Honnigfort an Kampagnen wie „Bremen erleben“ oder „MV tut gut“, mit dem zum Beispiel einer der Mitbewerber, nämlich Mecklenburg-Vorpommern, nun schon seit Jahren aktiv ist.
Dennoch zeigt man sich gerade hier, in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Niedersachen, „verschnupft“. Man brauche nicht extra zu betonen, dass man authentisch und einzigartig sei, argumentieren die Nachbarn. Und beklagen wohl auch, dass man nicht gemeinsam an einem Strang zieht.
Auch Hamburg kann sich sehen lassen:
Ohnehin zweifelt Polit-Autor Honnigfort den Nutzen solcher Schilder und Kampagnen an. Denn in der Tat sei auch Hamburg genau so echt und nördlich-authentisch wie Schleswig!
Vor allem für Kurzurlaube sei die Hansestadt ideal, glaubt auch die offizielle Hamburger Homepage und empfiehlt die City für eine Wellness-Reise oder, ganz im Gegenteil, zum Wandern im malerischen Alstertal für Aktive: „An den größeren Nebenflüssen, der Mellingbek, der Saselbek und der Ammersbek, führen idyllische Rad- und Wanderwege in andere Stadtteile“, erklären die Tourismus-Experten.
Ebenso wenig dürfe bei einem Besuch Hamburgs jedoch eine Hafenrundfahrt verpasst werden.
Deutschlands Norden – einfach genial:
Schließlich gehört Hamburgs Hafen zu den größten seiner Art!
Wir glauben daher, dass ganz Norddeutschland eine Reise wert ist. Natürlich auch Mecklenburg-Vorpommern, das nun auf Schleswigs Vorstoß so reserviert reagiert hat. Denn „wenn Weltuntergang ist, dann gehen wir nach Mecklenburg, da kommt er dann 100 Jahre später“, zitiert eingangs erwähnter Bildband Reichskanzler Otto von Bismarck, der damit, wenngleich indirekt, die Urwüchsigkeit und Naturbelassenheit der Region gerühmt hat.
Damit möchte auch der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern punkten und verweist auf drei Nationalparks, drei Biosphärenreservate und sieben Naturparks, die die Ursprünglichkeit der Region bewahren. Dabei seien die fast ebenen Wege durch das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern vor allem für Familien sowie Touren mit Drahtesel oder in Wanderschuhen ideal.
Wenn, ja wenn man nicht auf dem Wasser unterwegs ist. Denn „kleine und große Kapitäne können auf der salzigen Ostsee oder den zahlreichen Seen und Flüssen im Landesinneren in See stechen und die Piratenflagge hissen“, macht die offizielle Homepage Lust auf einen Besuch.
Die Deutschlandkarte ist eben an vielen Flecken schön … anderseits sollte man aber auch einen Werbegag nicht überbewerten, sondern den Slogan als das nehmen, wofür er ursprünglich gedacht war, als nette und für die Schönheit des Nordens werbende Idee.
Wo man dann letztendlich hinfährt, werden die Familien und Reisenden ohnehin autark entscheiden. Schließlich hat Norddeutschland überall und jedem was zu bieten und wird jeder seine eigene Idee haben!
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