Unter der Headline „Deutschlands wilde Wunder“ macht die Programm-Zeitschrift „Funk Uhr“ in ihrer Juli-Ausgabe auch und gerade auf Bayern und den Bayerischen Wald aufmerksam, wo der älteste deutsche Nationalpark liegt:
Hier, „wo noch Urwald wächst“, sei sogar der Luchs wieder heimisch.
Der lebte einst in sämtlichen Gebirgswäldern Europas, bis er, als vermeintlicher Jagdschädling, durch uns Menschen gnadenlos verfolgt und bis nach Finnland und Russland zurückgedrängt wurde:
Tatsächlich sei, wie der Naturschutzbund NABU erklärt, der letzte Harzluchs bereits am 17. März 1818 erlegt worden: „Elf Tage lang hatten ihn fast 200 Jäger und Treiber über Berg und Tal gehetzt, und schließlich schoss einer der Häscher dem Luchskater“, gruselt es die Naturschützer noch heute. Denn im Jahre 1900 war die Großkatze bei uns dann gänzlich ausgerottet.
Sogar der Luchs zeigt sich wieder!
Erst allmählich erfolgte ein Umdenken, und heute siedelt der Nordluchs, auch Eurasischer Luchs genannt (nach dem Bären und den Wölfen das größte Landraubtier Europas), in der Tat wieder im Bayerischen Wald.
Dazu kommen Populationen im Harz, im Spessart und im Fichtelgebirge, auf die die Naturschützer mächtig stolz sind. Dennoch gehen die NABU-Experten davon aus, dass im „Luchsland“ Deutschland mitunter mehr Wunsch(denken) als Wirklichkeit herrscht.
Denn die Wildbiologen sehen auch mächtige Feinde der Wildkatze, wie den Straßenverkehr. Und fürchten zudem die Skeptiker unter den Landwirten und Jägern. Ein Glück, dass wenigstens die Tourismus-Verbände im Luchs einen Gewinn sehen:
Ja, der sei wieder da und seit Anfang der 1990 er Jahre Bestandteil der Bayerischen Tierwelt, erklärt der Tourismusverband Ostbayern und weiß, dass weit mehr Rehe bei Wildunfällen zu Tode kommen, als von Luchsen gerissen werden.
Wie war das bei den Wisenten?
Ein großes Medienecho fand natürlich auch die Rückkehr der Wisente nach Deutschland. Auch die waren ja bekanntlich gut 250 Jahre von der Deutschlandkarte verschwunden und erst nach langjährigen Vorbereitungen und Diskussionen wieder zu uns – und zwar ins Rothaargebirge -, zurückgekehrt.
Das breitet sich, wie der Zweckverband Naturpark Rothaargebirge erklärt, auf einer Fläche von über 1300 Quadratkilometern auf dem Dach Westfalens aus und zeichnet sich durch ein gesundes Reizklima und weitgehend schneesichere Winter aus.
Eine Heimat, die für die mächtigen und scheuen Pflanzenfresser wie geschaffen scheint. Die sind die nächsten Verwandten des nordamerikanischen Bisons und werden daher auch Europäischer Bison genannt.
Dabei gilt das Auswilderungsprojekt längst als Besucherattraktion. Gerade Naturschutz und Tourismus können sich also gegenseitig „befruchten“. Und Regionen von ihrer Naturbelassenheit und ihrer Wildnis profitieren. Wie Mecklenburg-Vorpommern von seinen Steilufern und Erlenwäldern, eine Region, die von der „Funk Uhr“ ebenfalls zum Geheimtipp gekürt wurde.
Freilich fürchtet der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, dass einige dieser letzten Naturwunder Deutschlands nun just durch den Klimaschutz und die Energiewende in Gefahr kommen. Denn deutsche Urlauber würden Eingriffe in die Landschaft nur bedingt tolerieren. Somit sei der Bau von Windkraftanlagen nahe Tourismusorten für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern durchaus mit Risiken verknüpft.
Insofern fordern die Tourismus-Experten – und das völlig zu Recht -, einen Ausbau mit Augenmaß. Schließlich monieren selbst allgemeine Online-Lexika wie Wikipedia eine „Verspargelung“ unserer Landschaft (so genannt wegen der schlanken, steil in die Höhe weisenden Anlagen) und gehen davon aus, dass zum Beispiel Fledermäuse an den Anlagen verunglücken können.
Der Naturschutz in Deutschland wie auch die Bewahrung der letzten wilden Wunder gleicht daher mitunter einem Spagat, bei dem Augenmaß und der richtige Mittelweg gefragt sind!
Kommentar hinterlassen