Das Lexikon bezeichnet einen Tunnel als unterirdisches Bauwerk in Röhrenform, das von Architekten zur Unterquerung von Bergen und anderen Hindernissen ins Erdreich verbaut wurde. Doch bekanntlich können Tunnel ja auch unterhalb eines Gewässers entlang laufen …
Ohnehin ist es so, dass viele Reisende mit dieser eher nüchternen Sichtweise der Lexika ein Problem haben:
Untertage fühlen sich die wenigsten von uns wohl!
Denn unterirdische Räume lösen bei vielen Menschen eine Urangst aus, die durch Reportagen über Unglücke und Tunnelbrände noch einmal verschärft wird. Das weiß auch der ADAC, der sich mit diesem Thema befasst hat.
Quasi notgedrungen, denn gerade bei Urlaubsreisen gen Süden lassen sich ausgedehnte Tunnelfahrten oftmals nur schwer vermeiden. Hier treffen Reisende zum Beispiel auf den Arlbergtunnel, der nahezu 14 Kilometer durch den Stein und die Dunkelheit gefräst wurde. Ein Bauwerk, mit dem 1974 begonnen wurde und das heute die Bundesländer Tirol und Vorarlberg miteinander verbindet.
Deutsche Tunnel:
Doch auch in Deutschland finden sich zahlreiche Eisenbahn- und Straßentunnel. Und das auch „jenseits“ des Alpenraums. So unterquert der Saukopftunnel nördlich von Weinheim den Odenwald. Ein Tunnel von rund 2.700 Metern Länge, der jedoch täglich von gut 20.000 Fahrzeugen genutzt wird.
Auch in Niedersachsen finden sich derartige Meisterwerke der Ingenieurskunst wie der Wesetunnel, der ca. 1,6 Kilometer lang ist. Das erscheint wenig, dennoch mag die Fahrt jenen, die sich hier ängstigen, wie eine kleine Ewigkeit erscheinen, selbst wenn die Verbindung zwischen den Städten Bremerhaven und Nordenham so auf einen Bruchteil der Fahrtzeit von einst verkürzt wird.
Angst muss kein Nachteil sein!
Dabei braucht sich niemand für seine Ängste zu schämen. Denn Angst ist eine natürliche Reaktion. Ein Schutzmechanismus der Evolution, durch den wir vor Übermut und dem Eingehen unwägbarer Risiken geschützt sind. Denn für unsere Vorfahren, die noch als Jäger und Sammler durch eine wilde und unberechenbare Wildnis gestreift sind, konnten Furcht und Zurückhaltung, etwa bei der Jagd, durchaus von Vorteil sein.
So gesehen brauchte sich auch in jener grauen Vorzeit niemand seiner Ängste zu grämen. Denn die Flucht vor einem Raubtier war damals wie heute eine lebenserhaltender Trieb. Instinktive Ängste können damit nützlich sein, müssen aber in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Will meinen: Wir dürfen uns unsere Anspannung eingestehen, sollten uns aber nicht zu Sklaven der Angst machen!
Stresssituationen im Straßenverkehr vermeiden:
„Ängste schützen den Menschen vor unnötigen Risiken“, bekräftigt auch der ADAC. Allerdings sei die Tunnelangst, so die Gelben Engel weiter, in aller Regel eine irrationale Form der Angst. Schließlich haben Test gezeigt, dass Tunnel mit der Zeit immer sicherer wurden.
Mittlerweile garantiert sogar eine EU-Richtlinie einen einheitlichen Sicherheitsstandard. Ein Wissen, dass jene, die sich in den engen Röhren unwohl fühlen, jedoch nicht wirklich zu beruhigen vermag.
Psychologen wie auch der ADAC werten die Angst vor dem bzw. im Tunnel daher als erlernte Angst. Eine beklemmende Situation, die mit körperlichen Symptomen wie Schweißausbrüchen und einer verkürzten Atmung Hand in Hand geht. Ein Empfinden, das die Angst der Betroffenen dann nur noch weiter verstärkt: „Im schlimmsten Fall droht eine Panikattacke“, weiß der ADAC und geht davon aus, dass dann die Situation leicht eskalieren kann. Denn wer abgelenkt ist und gar in Panik gerät, begeht leicht (Fahr) Fehler, die für den Betroffenen selbst oder andere zur Gefahr werden.
Sollten wir Tunnel lieber umfahren?
Tatsächlich kann eine Angst, die sich nicht beherrschen lässt, für Autofahrer schwerwiegende Folgen haben. Sich zu zwingen, macht daher wenig Sinn: „Wer Tunnel lieber vermeidet, sollte zunächst als Mitfahrer die Herausforderung angehen!“
Auch eine zusätzliche Begleitperson kann nach Ansicht des ADAC unterstützend und „mäßigend“ auf unsichere Fahrer einwirken: „Bei akuter Angst hilft es zudem, tief ein- und auszuatmen!“ Dabei werden die Betroffenen auch durch die Konzentration auf diese (richtige) Atmung von ihrer Angst abgelenkt; eventuell kann zudem das vorherige Gespräch mit einem Arzt helfen.
Falls sich die Ängste nicht besiegen lassen, kann nach Auskunft des ADAC unter www.maps.adac.de auch eine Route, die nicht durch Tunnel führt, ausgewählt werden. Allerdings dürfte sich durch eine derartige Vermeidungsstrategie die Angst verschlimmern, wohingegen die Ängste durch ein positives Erlebnis womöglich bekämpft bzw. zumindest gedämpft würden.
Tunnel sind, ohne Frage, Bauwerke, bei denen eine Gefahrensituation rasch eskalieren kann, so dass Tunnelbrände im Schienen- und Autoverkehr von den Einsatzkräften stetes aufs Neue geprobt werden. Dennoch mahnen Experten und ADAC zur Gelassenheit: Wir sollten vorsichtig, aber nicht panisch sein – dann können wir uns europaweit wie auch auf der Deutschlandkarte auf das Erlebnis einer Tunnelfahrt einlassen!
Foto: Peter Hoffmann
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